Forschungsfeld

Wissenschaft zwischen Medien & Politik

„Aber zu Beginn der Pandemie haben Sie noch etwas ganz anderes gesagt!“ – Forschung ist ein Prozess, wissenschaftliche Erkenntnisse sind oft vorläufig. Medien und Politik erwarten aber ein möglichst gesichertes Wissen von der Wissenschaft – wie gehen Forscher:innen damit um?

Nicht zuletzt die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Wissenschaft, Medien und Politik ist und wie verantwortungsvoll diese Art der Kommunikation sein kann – bzw. sein sollte. Für Wissenschaftler:innen ergeben sich im Kontakt mit Journalist:innen und Politiker:innen andere kommunikative Herausforderungen als in ihrer vertrauten „Scientific Community“. So müssen sie beispielsweise immer wieder neu entscheiden, wie stark Forschungserkenntnisse vereinfacht oder Unsicherheiten thematisiert werden können bzw. müssen. Oder welche Rolle sie als Wissenschaftler:innen in der Politikberatung einnehmen wollen und können. Wir erforschen daher Rollenverhalten, Positionierungen und Verständigungshandeln von Wissenschaftler:innen im Handlungsfeld der öffentlichen Kommunikation.

Neugierig geworden? Zu diesem Schwerpunkt gehören zum Beispiel folgende Projekte:

Zwischen Erwartungshaltung und Empathie: Expertise-Aushandlung und Verständigungspraktiken in der Online-Wissenschaftskommunikation

in Kooperation mit Dr. Michael Bender (TU Darmstadt) und Prof. Dr. Noah Bubenhofer (Universität Zürich) (gefördert durch die DFG 2023-2026)

Ob die Wissenschaft die drängendsten Probleme der Gesellschaft lösen kann, wird gerade seit der Covid19-Pandemie immer heftiger diskutiert. Dabei hat sich der Ton verschärft, die Gesellschaft wird als polarisiert wahrgenommen, die Konflikte erscheinen unlösbar. Es wird daher immer wichtiger, eine erfolgreiche Verständigung über gesellschaftliche Problemlagen, für die wissenschaftliche Expertise benötigt wird, zu ermöglichen – und zwar gerade über verschiedene Interessenslagen, Wissensressourcen und Sozialisierungen hinweg. Das Projekt beschäftigt sich daher am Beispiel von Wissenschaftsblogs mit der Frage, wie sich Empathie (oder ihr Fehlen) in der Sprache nachweisen lässt und wie Verständigung im Kontext der Aushandlung von Expertise erreicht wird – auch und gerade unter dem Einfluss von Krisen wie der Covid19-Pandemie.

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Wissenschaftliche Politikberatung zwischen epistemischer und legitimatorischer Funktion. Textprozeduren der Relevanz-, Zuständigkeits- und Verantwortungszuschreibung

(gefördert durch die DFG 2021-2024)

In diesem Projekt erforschen wir zusammen mit Wissenschafts- und Technikphilosophie (Prof. Dr. Armin Grunwald, Dr. Andreas Lösch und Janine Gondolf, M.A. / KIT – Universität Karlsruhe) interdisziplinär, in welch unterschiedlichen Formen prominente Institutionen in Deutschland die deutsche Politik beraten. Linguistisch interessieren wir uns vor allem für die Textsorte ‚politikberatende Stellungnahmen‘ und ihre Varianten. Wie tragen sie in Textgestaltung und Argumentation zur Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, zur forschungspolitischen Positionierung und zur Legitimation von politischen Entscheidungen bei?

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Zwischen Elfenbeinturm und rauer See – zum prekären Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik und seiner Mediatisierung am Beispiel der ‚Corona-Krise‘

(gefördert durch die Klaus Tschira Stiftung 2020-2022)

Seit Ausbruch der Pandemie 2019 sind Wissenschaftler:innen so prominent wie selten zuvor in den Medien präsent. Ihre Erkenntnisse werden dort aber immer unmittelbar im Zusammenhang mit politischen Fragen diskutiert. Wir erforschen daher zusammen mit Kolleg:innen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Prof. Dr. Kersten Sven Roth, Dr. Sina Lautenschläger), wie sich deutsche Virolog:innen und Epidemiolog:innen in Polit-Talkshows, Pressekonferenzen, Podcasts oder Interviews als Wissenschaftler:innen äußern und wie sie damit umgehen, wenn sie zu politischen Positionierungen gedrängt werden.

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„Was können wir (nicht) wissen? Was sollen wir tun?“ Vom Umgang der Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten mit Nichtwissen und unsicherem Wissen in laienadressierten Texten

im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1409 „Wissenschaft und Öffentlichkeit: Das Verständnis fragiler und konfligierender Evidenz“ (gefördert durch die DFG 2011-2013)

Schwerpunktprogramm Wissenschaft und Öffentlichkeit

Wie lässt sich über Nichtwissen etwas sagen oder schreiben? Wir untersuchen die sprachlichen Formen, mit denen wissenschaftliches Nichtwissen benannt, thematisiert und bewertet wird – und wie dies es in den Medien aufgegriffen wird. Ein Beispiel, das wir uns genauer angeschaut haben, ist die Debatte um das Meeresdüngungsexperiment LOHAFEX des Alfred-Wegener-Instituts.

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Weitere Forschungsfelder

Wissen & Wissenschaft für Kinder

Kinder sind neugierig. Kinder stellen Fragen, um die Welt zu verstehen. Spielerisch lernen sie von ihrer Umgebung – und aus den unterschiedlichsten Medienangeboten. Wie wird dies für die Wissensvermittlung außerhalb der Schule genutzt?

Ökolinguistik – Klimawandel und Biodiversität

Klimawandel und der Verlust von Artenreichtum – zwei hochrelevante Problemfelder, zu deren Bewältigung die Wissenschaft beitragen kann. Dafür ist ein interdisziplinäres Vorgehen notwendig. Wie können Wissenschaft und Praxis hier zusammenarbeiten? Und welche Werthaltungen bestimmen die öffentlichen Debatten?

Wissenschaftliche Textkompetenz & Sprachkultur

Wissenschaft schafft Wissen. Wissenschaftliche Erkenntnisse basieren aber immer auch auf Kooperation und Kommunikation und müssen selbst wieder kommuniziert werden. Wir setzen uns daher sprach- und wissenschaftskritisch mit Fragen von Textkompetenz und Sprachkultur in der Wissenschaft auseinander.