Forschungsfeld

Ökolinguistik – Klimawandel und Biodiversität

Klimawandel und der Verlust von Artenreichtum – zwei hochrelevante Problemfelder, zu deren Bewältigung die Wissenschaft beitragen kann. Dafür ist ein interdisziplinäres Vorgehen notwendig. Wie können Wissenschaft und Praxis hier zusammenarbeiten? Und welche Werthaltungen bestimmen die öffentlichen Debatten?

Ökolinguistik beschäftigt sich zum einen mit Sprachen und ihren Sprecher:innen als ökologischen Systemen und zum anderen mit der Kommunikation zu ökologischen Themen. Unser Schwerpunkt ist die Erforschung ökologischer Diskurse: Welche Positionen nehmen die verschiedenen Akteure in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Medien und Bevölkerung ein? Welches Verständnis von Mensch, Natur und Technik lässt aus öffentlichen Debatten rekonstruieren?

Neugierig geworden? Zu diesem Schwerpunkt gehören zum Beispiel folgende Projekte:

Diskursraum Wald – zu Verständnis und Vermittlung von Waldnaturschutzmaßnahmen im Spannungsfeld von Klimawandel und Biodiversitätsverlust

im Rahmen des Verbundprojekts „Nachhaltiger Waldnaturschutz – nachhaltige Waldkommunikation“ (gefördert durch das BMEL aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, 2023-2025)

Der Wald leidet durch Trockenheit und Klimaerwärmung. Die Landesforstämter stehen vor der Herausforderung, wie mit dem Blick auf den Klimawandel ein sinnvoller Waldnaturschutz aussehen kann und welche Baumarten nachgepflanzt werden. Dass dabei aber nicht nur wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen dürfen (schnelle Holzproduktion), sondern die Maßnahmen auch den Schutz der Artenvielfalt im Blick haben sollten, leuchtet ein. In diesem interdisziplinären Projekt forschen wir daher zusammen mit Biolog*innen und Politolog*innen zum ‚Walddiskurs‘ in Deutschland: Wie lassen sich Maßnahmen aus ökologischer Sicht sinnvoll kombinieren, so dass Klimaschutz und Biodiversitätsschutz Synergien bilden? Wie lässt sich das entsprechende Grundlagenwissen verständlich vermitteln, an die Fachleute in der Praxis, die Politik und die Öffentlichkeit? Und wie kann man Akzeptanz schaffen für Naturschutzmaßnahmen, die wahrscheinlich nicht in erster Linie auf ‚schnelles Holz‘ oder einen ‚ordentlich‘ aufgeräumten Wald abzielen?

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Bye, bye Biene? – Zur Funktionalisierung wissenschaftlichen Nichtwissens und Wissens im Pestizid-Diskurs

(gefördert durch die DFG 2017-2020)

Anlässlich eines großen Bienensterbens kam es 2013-2018 zu einer anhaltenden Debatte über die gesetzliche Zulassung von bestimmter Pflanzenschutzmittel, den sog. Neonicotinoiden. Wir erforschen, beraten durch Biologen (Prof. Dr. Nico Blüthgen, TU Darmstadt), wie wissenschaftliches Wissen und damit verbundene (Un-)Gewissheiten in der Debatte thematisiert und argumentativ genutzt werden, wenn sich Naturschutzorganisationen und Unternehmen aus der Agrarchemie zu diesen Pestiziden äußern und über ihre Wirkungen auf Bienen streiten.

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Climate Engineering im Verhältnis von Wissenschaft und Politik: Kontroverse Deutungen wissenschaftlicher und politischer Verantwortung gegenüber der globalen Herausforderung Klimawandel

im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 1698 „Climate Engineering: Risks, Challenges, Opportunities?“ (gefördert durch die DFG 2013-2016)

www.spp-climate-engineering.de

Zusammen mit Politikwissenschaftlern (Prof. Dr. Daniel Barben & Nils Matzner, Klagenfurt) haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Rolle Verantwortung und Verantwortungsbegriffe in der Diskussion um mögliche technische Eingriffe in das Klima spielen – sowohl innerwissenschaftlich als auch gesellschaftspolitisch.

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Individuelle Freiheit und soziale Norm – Nachhaltigkeits- und Verantwortungsdiskurse zu Umwelt und Bildung seit 1990 (TP 3: Individuum & Gesellschaft)

im Rahmen der Forschungsgruppe „Kontroverse Diskurse in Deutschland seit 1990. Sprachgeschichte als Zeitgeschichte“ (gefördert durch die DFG 2022-2026)

kontroverse-diskurse.net

Wir verstehen Umwelt- und Bildungsdiskurs als Stränge eines globalen Nachhaltigkeitsdiskurses. Beide Teildiskurse sind in besonderer Weise durch das Spannungsverhältnis zwischen ‚individueller Freiheit‘ und ‚gesellschaftlicher Norm‘ geprägt und darüber auch miteinander verknüpft: Umwelt und Bildung betreffen jeden einzelnen Menschen täglich und sollen zugleich nachhaltig – u.a. durch verantwortungsvolles Konsumhandeln – für eine nicht unmittelbar beobachtbare Zukunft gestaltet werden. In der ersten Projektphase untersuchen wir Schlüsselthemen und Diskursdynamik des deutschen Umweltdiskurses von der Agenda 21 bis zur Agenda 2030.

Biodiversitätskulturen in Stadt und Land – Integrative Forschung zur Förderung der Insektenvielfalt auf Grünflächen (BioDivKultur)

im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt/FEdA (gefördert durch das BMBF 2020-2024)

www.biodivkultur.de

Zusammen mit Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen und Partnern aus unterschiedlichen Praxisfeldern wollen wir einen Beitrag zur Etablierung von Biodiversitätskulturen in der Gesellschaft leisten. Biologisch liegt unser Schwerpunkt darauf, welchen Einfluss das Mähen (Geräte, Häufigkeit, Zeitpunkt, Art und Wiese) auf die Insektenvielfalt auf Grünflächen (z.B. in Parks und Gärten, an Straßenrändern und auf Gewerbeflächen) hat. Linguistisch interessiert uns, wie verschiedene Naturbegriffe dazu führen, dass wir unterschiedlich mit Natur umgehen – und dabei auch unterschiedliche Interessen verfolgen.

Weitere Forschungsfelder

Wissen & Wissenschaft für Kinder

Kinder sind neugierig. Kinder stellen Fragen, um die Welt zu verstehen. Spielerisch lernen sie von ihrer Umgebung – und aus den unterschiedlichsten Medienangeboten. Wie wird dies für die Wissensvermittlung außerhalb der Schule genutzt?

Wissenschaft zwischen Medien & Politik

„Aber zu Beginn der Pandemie haben Sie noch etwas ganz anderes gesagt!“ – Forschung ist ein Prozess, wissenschaftliche Erkenntnisse sind oft vorläufig. Medien und Politik erwarten aber ein möglichst gesichertes Wissen von der Wissenschaft – wie gehen Forscher:innen damit um?

Wissenschaftliche Textkompetenz & Sprachkultur

Wissenschaft schafft Wissen. Wissenschaftliche Erkenntnisse basieren aber immer auch auf Kooperation und Kommunikation und müssen selbst wieder kommuniziert werden. Wir setzen uns daher sprach- und wissenschaftskritisch mit Fragen von Textkompetenz und Sprachkultur in der Wissenschaft auseinander.